Donnerstag, 27. Dezember 2007

Sopranos



Die Sopranos - Staffel sechs, Teil 2
USA 2007
4 DVDs
nach der Idee von David Chase
u.a. mit James Gandolfini, Edie Falco, Michael Imperioli, Frank Vincent, Steve Schirripa





Das Ende ist schon sehr abrupt. Leider hat der ansonsten von mir geschätze "Standard" sich im Frühjahr erdreistet, nach der Ausstrahlung der letzten Folge in den USA deren Ende zu vermelden. Daher hab' ich irgendwie die ganze letzte Folge auf diese Szene gewartet, trotzdem endet sie mit einem schönen Paukenschlag und seltsam ungewissen Gefühl, das einem nicht einmal das Standard-Medienressort zusammenhauen hat können - was wieder einmal für die Qualität der Sorpanos spricht. Mit dem zweiten Teil der sechsten Staffel ist das ganze jetzt also vorbei. Nie mehr weltvergessen und fasziniert eine Folge nach der anderen der aktuellen DVD-Box in sich hineinziehen. Jetzt kenn ich sie alle. Es wird, es kann nichts besseres mehr nachkommen. Damals vor gefühlt 100 Jahren, als die Serie zum ersten Mal irgendwann mitten in der Nacht im ORF gesendet worden ist, hab' ich sie schon bewundert und es unglaublich gefunden, daß dann die nächste Staffel nicht mehr gesendet worden ist. War jetzt natürlich für den Rest der österreichischen Fernseh-Menschheit ein unersetzlicher Verlust, auch wenn sie sich dessen nicht bewußt ist, für mich aber der Glücksfall, daß ich mir seitdem alle DVD-Boxen zugelegt hab' und so aufgrund Originalsprachigkeit die ersten Staffeln gleich noch einmal und noch viel mehr genießen hab' können und zum visuellen Erlebnis noch ein haptisches dazugekommen ist.

Jetzt mag ich ja schon Scorseses und Coppolas italoamerikanische Mafia-Geschichten sehr, in der Serie wird ihnen auch in ein paar Szenen Referenz erwiesen, David Chases Sopranos nützt aber das TV-Serienformat in seinem Vorteil, mehr Zeit zur Entwicklung der Charaktere, um aus diesem Thema eine großartige Geschichte, verwobenes Kriminal mit Familiendramatik, zu machen. Man kann so viel darüber schreiben und ich könnt wohl stundenlang meine Bewunderung äußern, etwa wie hochqualitativ die ganze Aufmachung und Ausstattung ist, wie großartig die Gesichter der Darsteller (wie bei Sergio Leone!), wie wunderbar die Plots, wenn etwa hier am Schluß ganz en passant ein Schwanengesang auf New Yorks Little Italy und damit das ganze Genre vorkommt... Mir tun alle leid, die Sopranos nicht kennen - und noch vielmehr die, die es gesehen und nicht erkannt haben.

Montag, 17. Dezember 2007

Debilenmilch



Christoph Grissemann / Dirk Stermann
Debilenmilch
Auf den Spuren des legendären Kaffeerösters Bruno A. Sauermann
Berlin 2007 (Tropen Verlag)
223 S.






Das neue Buch von Stermann/Grissemann besticht durch die neue "große" Form einer Erzählung, einer Art Roman. Die literarischsten Stücke ihres humoristischen Werks waren ja bisher im Wortsinn Kleinodien, nämlich Miniaturen. Jetzt haben sie auch eine längere Erzählung veröffentlicht: In ihrem herrlichen Stil und Witz erzählen sie eine wunderschön abstruse Biographie. Das ganze auch noch in der Anmutung einer geschichtswissenschaftlichen Arbeit, versehen mit Nachweisen und Literaturverzeichnis. Als Adorant von Anmerkungsapparaten finde ich diese Verarschung ganz großartig. Auch wenn ich fast alles schon durch die Lesungen in Salon Helga gekannt habe, auch sehr nett zu lesen, einfach gut, einfach gut.

Leider haben sie es bei dieser in sich geschlossenen Geschichte nicht belassen, sondern bieten im letzten Drittel des Buchs eine weitere Ausgabe ihres grandiosen und erfolgreichen Genres "Tagebücher", und zwar die von Juli bis September 2006 in der FM4 Morning Show zu hören gewesene Serie Sonne, Strand und Darmstillstand. Postkarten an die Senderchefin, leicht verändert, um einen Bezug zu Bruno A. Sauermann zu schaffen. Die Tagebücher sind zwar wunderbar und auch diesmal höchst amüsant, als bloßes Anhängsel eines auch ohne sie funktionierenden Buchs werden sie aber unter Wert verkauft und brechen Stil und Stimmigkeit der Debilenmilch-Geschichte. Es sind zwei Bücher in einem - man hätte besser auch zwei Bücher daraus machen sollen.

Unterm Strich bleibt natürlich aber, daß sie ein weiteres Meisterwerk des Humors abgeliefert haben. Ich freu mich schon sehr auf den längst fälligen Besuch der deutschen Kochschau im Februar.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Elisabeth I.

Elisabeth I.
2-teiliger TV-Film
Großbritannien/USA 2005
Regie: Tom Hooper
u.a. mit Helen Mirren, Jeremy Irons, Hugh Dancy



Bilder wie - zeitgenössische - Gemälde, die offensichtlich Vorlage waren. Überhaupt ein Fernsehfilm in beachtenswerter Qualität der Ausstattung, wenngleich halt im Tempo nicht Kinoqualität, es gibt keine Zeit für Elegisches, Stimmungsvolles. Es gibt auch wenig Totalen auf große Bilder - aber um nicht ungerecht zu sein, man kann jetzt einem Fernsehfilm nicht vorwerfen, ein Fernsehfilm zu sein und darum oft kammerspielartig zu wirken. Natürlich erinnert das ganze sehr an Kapurs Elisabeth, von dem ja jetzt bald die Fortsetzung kommt. Helen Mirren macht ihre Sache aber großartig, sie gibt der Rolle der selbstbewußten Elisabeth eine eigene Akzentuierung. Obwohl schon eine langwierige Sache durchaus nett das Ganze.

Montag, 10. Dezember 2007

Berge

Zwegen dem Match wieder in Innsbruck gewesen und wieder frag' ich mich, bist du deppert, wie halten die Leute, die dort leben, das nur aus. Ich mein', diese Berge! Im sicheren Wien mach' ich ja gern den Schmäh, daß diese Berge die Aussicht verstellen, aber im realen Angesicht haut's mich immer wieder um. Wurscht wo man in Innsbruck durch die Straße geht, immer sieht man diese Riesentrümmer. Ich versteh' Leute, die das schön finden und freiwillig dorthin fahren, um sich das anzuschauen, einfach nicht. Ich find' diese Mordstrumm-Berge einfach nur arg, weil sie ja das Gefühl der Beengtheit in der Stadt vermitteln, während das Schöne an Städten ja das Freiheits-Gefühl ist.



Donnerstag, 6. Dezember 2007

Datum 12/07



Datum, Dezember 2007
Seiten der Zeit
82 S.





Datum beinhaltet diesmal eine nette Reportage über das britische Magazin Economist, einflußreiches britisches Wirtschaftsmagazin und Verkündigungsorgan von Kapitalismus und Globalisierung. Ansonsten ist die Ausgabe eher fad.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Blätter, November 2007




Blätter für deutsche und internationale Politik
November 2007
128 S.






Schwerpunkt des November-Hefts der Blätter ist die Verleihung deren Demokratiepreises an den US-Journalisten Seymour Hersh. Sehr interessant die Laudationes von Albert Scharenberg ("Patriot mit Moral"), Hans Leyendecker ("Der Sisyphos der Demokratie") und Erhard Eppler ("Angriffe auf den Krieg") auf Hersh, den Aufdecker des Massakers von My Lai im Vietnamkrieg und von Abu Ghraib im Irakkrieg. In seiner Rede Die Brüchigkeit der Demokratie schildert Seymour Hersh seinen Zugang des investigativen Journalismus und kritisiert die Bush-Administration. Beeindruckt hat mich ja letztens Hershs Artikel The General's Report über den General, der für die US-Armee Abu Ghraib untersucht hat und damit sein Karriereende besiegelt hat, weil er ebendies getan hat.

Montag, 3. Dezember 2007

Mit Django kam der Tod (L'uomo, l'orgoglio, la vendetta)



Mit Django kam der Tod
(L'uomo, l'orgoglio, la vendetta)
Italien/BRD 1967
Regie: Luigi Bazzoni
u.a. mit: Franco Nero, Tina Aumont, Klaus Kinski






Den halben Film fragt man sich, warum das ein Italowestern sein soll - man erkennt den Stil des italienischen Films der 1960er Jahre, aber keine Spur von Western. Erst die zweite Hälfte des Films bringt den Western - markant durch den Bruch des Orts der Handlung (staubige Gebirgslandschaften anstatt einer Stadt), den Wechsel Franco Neros vom Soldat zum Outlaw und dem Erscheinen Klaus Kinskis, als Bösewicht immer wieder unglaublich beeindruckend. Man denkt sich noch, daß das handlungstragende Schimpfen auf "Zigeuner" heute so nicht mehr möglich ist - und immer kommt es einen noch nicht in den Sinn, was hier verfilmt worden ist. Hätt' ich nur die leiseste Ahnung von Musiktheater und Georges Bizet, wär' ich da wohl früher drauf gekommen: Das ist eine Verfilmung des Carmen-Stoffes. So heißt Tina Aumont in der italienischen Fassung auch Carmen und nicht Conchita und Franco Nero José und nicht Django und der Film übersetzt Der Mann, der Stolz, die Rache.

Daß das einer der vielen Filme ist, die in der deutschen Fassung aufgrund des großen Erfolgs von Django taxfrei zu Django-Filmen gemacht worden sind, ist schnell klar - die männliche Hauptfigur hat, außer daß sie von Franco Nero verkörpert wird, ja gar nichts mit der Django-Figur gemein. Bezeichnend ist auch, daß hier die deutsche Synchronfassung durch sinnlos eingebaute Schmähs sehr viel von der Stimmung des Films zusammenhaut. Franco Nero erzählte "was mich wirklich zum Lachen brachte, war, daß in Deutschland, weil Django einen solchen Erfolg hatte, viele meiner Filme Django hießen, auch wenn es keine waren. Ich machte z.B. eine Carmen-Verfilmung, die wurde Mit Django kam der Tod betitelt oder einen Film über Haijäger nannte man Dschungel Django." *)

Ulrich P. Bruckner schreibt, daß der Film von Anfang an als Italowestern vermarktet worden ist, was angesichts des zweiten Teils des Films auch geht. Nicht ganz klar wird bei Bruckner, ob das ganze jetzt nach Mexiko versetzt ist oder doch in Spanien spielt, da Django/José bei ihm Soldat der mexikanischen Armee ist, er aber auch schreibt, daß die Handlung wie Prosper Mérimées Carmen in Spanien spielt. Was jetzt!? Wenn es Spanien sein soll, dann wurde das im zweiten Teil aber im Western-Flair gut versteckt.

Die Liebesgeschichte zwischen Conchita/Carmen und Django/José und den Film insgesamt finde ich nicht sehr überzeugend, den ersten Teil fad, die Bilder des zweiten Teils besser (hängt aber vielleicht auch an meinem Zugang). Die Brüchigkeit der Figur Neros find ich ganz gut, wobei Nero schon ein bisserl ins Outrieren fällt. Schluß: Kein wirklich guter Film. Schaut man sich aus Italowestern-enzyklopädischem Interesse an, aber sonst nicht.


*) A Man on a Horse on Top of the Hill. Ein Gespräch mit Italowestern-Legende Franco Nero. in: Studienkreis Film (Hg.), Um sie weht der Hauch des Todes. Der Italowestern - die Geschichte eines Genres. 2., erweit.Aufl., Bochum 1999, S. 97-101, S.101

Literatur:
Ulrich P. Bruckner, Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Stark erweit.u.aktual.Neuausg., Berlin 2006