Montag, 29. März 2010

Verona

28.3.2010

Verona, die Stadt von Romeo und Julia − besucht wurde sie aber wegen Fußball.

Die Piazza Brà, der zentrale Platz der Altstadt. Hier war in der Antike das römische Forum Boario. Im 16.Jh. wurde die Piazza als großer Platz neugestaltet.


Die römische Arena dominiert die Piazza Brà. Errichtet in der zweiten Hälfte des 1.Jh. und wurde sie im Mittelalter wie anderswo auch als Steinbruch benutzt. Doch in der Renaissance wurde dies gestoppt und sie restauriert. So ist die Arena von Verona heute das drittgrößte erhaltene antike Amphitheater. Im 12.Jh. zerstörten Erdbeben die ringförmigen Außenmauer, die eigentliche Fassade. Die heutige Außenansicht war der schmucklose Innenbereich.


Die Arena von innen. Unheimlich beeindruckend die klassische Stadionarchitektur. Und das zweitausend Jahre alt!


Die Piazza Erbe. In der Antike lag hier das Forum Romanum, das Zentrum des römischen Verona. Heute ist der Platz gesäumt von herrschaftlichen Palästen aus dem späten Mittelalter.


Blick auf den Palazzo del Commune auf der Piazza Erbe. Der Bau geht auf das Jahr 1193 oder 1138 zurück, das älteste Rathaus Italiens. Prägnant ist er 83m hohe Torre dei Lamberti. Die Familie Lamberti ließ ihn 1172 als einzigen Turm der Stadt in Privatbesitz errichten.


Vom Torre dei Lamberti aus hat man einen großartigen Blick über die Stadt.


Pflicht ist in Verona natürlich die "Casa di Giulietta", das "Haus der Julia". Das Haus ist eine schöne gotische Wohnanlage. Daß es erst 1905 aus touristischen Gründen zum Haus der Julia erklärt wurde, der Balkon im Hof, vor dem Romeo geschmachtet haben soll, erst 1936 angepickt wurde und das im Haus aufgestellte Bett Teil einer Filmausstattung aus dem Jahr 1968 ist, läßt schmunzeln. Unter den zahlreichen Zetteln mit Liebesschwüren ein Pickerl eines Fußballvereins zu finden (1. FC Köln) läßt ebenfalls Fußballverrückte wissend lächeln.


Am Ufer des Flusses Etsch (Fiume Adige), Blick vom Altstadtufer auf das Castel San Pietro, einer Kaserne aus der Zeit der Habsburgerherrschaft (bis 1866)


Pittoreske Altstadtgassen gibt es hier zuhauf.


Das Castelvecchio, mächtige Stadtburganlage am Flußufer. Die herrschende Familie der Scaligeri ließ sie im 14.Jh. mit dem doppelten Zweck der Verteidigung der Stadt nach außen und ihrer Herrschaft nach innen errichten.


Der Ponte Scaligero führt vom Castelvecchio über den Fluß. Zeitgleich mit der Burg im 14.Jh. gebaut, sollte sie den Scaligeri bei einem Aufstand als letzten Ausweg die Flucht aus der Stadt ermöglichen und durfte daher auch nur von ihnen betreten werden. Schließlich hat sich die Herrscherfamilie in Intrigen allerdings selbst gegenseitig ausgerottet, sodaß die Bevölkerung von Verona nicht dazu kam, sie zu vertreiben.


romanischer Kreuzgang der Basilica di San Zeno

Donnerstag, 25. März 2010

Blätter, März 2010



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 3/2010
128 S.








Spannend und erhellend ist Raul Zeliks Artikel Drogen-Geopolitik. Er führt aus, wie der "Krieg gegen Drogen" der USA durch übergeordnete außenpolitische Ziele konterkariert wird. Aus strategischen Gründen wird Drogenhandel geduldet, wenn er mit eigenen Interessen konform geht. So wird in Kolumbien der Rohstoffanbau in von Guerrillakräften kontrollierten Gebieten bekämpft, die von rechten Paramilitärs betriebene entscheidene Wertschöpfung, die eigentliche Kokainproduktion und der Export/Schmuggel, aber nicht angetastet und wenn, dann nur um "Schlimmeres", etwa die Aufdeckung von Netzwerken in die Politik zu verhindern. An deren Spitze der schon 1991 als Verbündeter des Drogenbarons Pablo Escobar bekannte, nunmehrige Präsident Álvaro Uribe steht. "Wenn man die Frage stellt, wieso die US-Regierung unter Barack Obama zu einem solchen Präsidenten weiterhin privilegierte Beziehungen unterhält, sollte man also davon absehen, den Antidrogendiskurs für bare Münze zu nehmen." schreibt Zelik, "Kolumbien beweist, dass organisierte Kriminalität und Warlords durchaus Bestandteile der westlichen Sicherheitarchitektur sein können."

Jürgen Ostrowsky beleuchtet im Heft die politische Situation in Angola, das im Jänner weniger in sportlicher Hinsicht durch das hier ausgetragene Fußballturnier des Afrika-Cups im internationalen Rampenlicht stand als wegen des Anschlags auf das Team Togos mit Toten und Verletzten.

Freitag, 12. März 2010

Datum 3/10



Datum
3/10
98 S.







Stefan Krafts Zugang zur Satire rinnt noch nicht flüssig wie Öl runter. Soll es wohl auch nicht. Jedenfalls schafft er es, einen Text über Mödling ohne den Überschmäh "Blöding aus Mödling und G'scheitling aus Meidling" zu schreiben.

Franz Schuh ist in der notorischen Kronen Zeitung über die hier präsentierte IMAS-Umfrage mit der Fragestellung, ob Asylwerber/innen "quasi weggesperrt" werden sollen, gestolpert. Mir ist es gleich ergangen. Die Fragestellung im Blatt war in Anführungszeichen geschrieben, "Sollen Asylwerber zu Beginn ihres Asylverfahrens für eine gewisse Zeit einer Anwesenheitspflicht unterliegen und damit in ihrer Betreuungsstelle quasi weggesperrt werden, bis Klarheit über ihren Asylstatus herrscht?" habe die Frage gelautet. Ich war über die Akzeptanz des Begriffs des Wegsperrens entsetzt. In der Präsentation auf der Homepage des Auftraggebers Innenministerium lautet die Frage allerdings "Die Innenministerin Maria Fekter plant, dass Asylwerber zu Beginn des Asylverfahrens eine Anwesenheitspflicht in der Asylbetreuungsstelle haben und die Asyleinrichtung nicht verlassen dürfen. Sind Sie persönlich für oder gegen diese Anwesenheitspflicht?" − ohne den inkriminierten Begriff. Das macht das Ergebnis einer Zustimmung von 56 Prozent nicht besser, das ist auch so grauslich genug. Es ist aber wohl das ca. zehnmillionste Beispiel von Manipulation in genannter "Zeitung". Don't trust the media.

Sehr nett ist im Heft Helmut Spudichs Artikel über de bewegte Geschichte des Schiffs MV Liemba am Tangjikasee in Ostafrika.

Samstag, 6. März 2010

Blätter, Februar 2010



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 2/2010
128 S.








Ein ideologischer Eckpfeiler der neoliberalen Politik war und ist die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen und Dienstleistungen, koste es was es wolle. Tim Engartner präsentiert Beispiele aus Deutschland, wo Gemeinden wieder öffentliche Unternehmen zurückkauften, um die Aufgaben besser und günstiger zu leisten. Werner Rügemer wiederum zeigt, wie sich die teils sehr hoffnungsvoll betrachteten Public Private Partnerships oft mit der Zeit als überaus ungünstig für die öffentlichen Budgets entwickelten, die damit viel Geld verdienenden Firmen aber gerade in der Wirtschaftskrise Chancen sehen.

Martin Allespach, Alex Demirović und Lothar Wentzel identifizieren in der Gegenwart "vier gesellschaftliche Projekte": Erstens das "neoliberale Projekt" als "Projekt des 'Weiter-so'", zweitens "das Projekt, das freie Märkte mit einem starken Staat verbinden will", der durch Regulierung Krisen vermeiden solle, drittens "das Projekt des Green New Deal", das sich die Lösung von Rationalität des Marktes und Umwelttechnologie erwartet, sowie viertens den von den Autoren präferierten "alternativen Entwicklungspfad, bei dem eine nachhaltige ökonomische Entwicklung mit dem Abbau sozialer Ungleichheit und die Verbesserung der Chancen aller auf ein 'gutes Leben' mit einem umfassenden Demokratisierungsprozess der Gesellschaft verbunden wird."

Montag, 1. März 2010

Brünn

27.2.2010

Brünn ist wie Graz, nur schön. 370.000 Menschen leben hier in der zweitgrößten Stadt Tschechiens. Die erste Dampfeisenbahn Österreichs wurde 1839 von Wien nach Brünn gebaut und jetzt weiß ich auch warum. Herrlich das Ensemble der Innenstadt mit zwei Hügeln mittendrin, wo auf dem einen eine Burg und auf dem anderen eine gotische Kathedrale über der Stadt stehen.
Besucht wurde hier ein Fußballspiel des 1. FC Brno und auch die verfallene Ruine von dessen ehemaligen Stadion besichtigt.

Blick auf die Peter und Paul Kathedrale am Petrov-Hügel vom Kapuzinerplatz (Kapucínské náměstí) aus. Majestätisch thront sie über der Stadt. Um 1300 entstand hier eine frühgotische Kirche, die seither oft umgebaut wurde. Die so charakteristischen beiden Türme wurden bemerkenswerterweise erst 1904/05 errichtet.

Die Glocken läuten übrigens immer schon um 11 Uhr zu Mittag. Der Sage nach hatten im Dreißigjährigen Krieg die schwedischen Truppen die Stadt 1645 monatelang erfolglos belagert und wollten schließlich abziehen, wenn sie es nicht schafften, die Stadt bis zum Mittagsläuten zu erobern. Die Brünner Verteidiger sollen davon erfahren haben – und einfach eine Stunde früher geläutet haben, worauf die Belagerer auch prompt abzogen. Wenn es nicht wahr ist, dann ist es zumindest gut erfunden.

Zelný Trh (Krautmarkt). Seit dem 13.Jh. gibt es hier einen Markt. Den Platz dominiert das Ungetüm eines 1690-1695 errichteten Barockbrunnes von Fischer von Erlach.


Sehr nette Parkanlage am südwestlichen Hang des Petrov mit schöner Aussicht über die Stadt und hinauf auf die Kathedrale. Der Obelisk wurde 1818 als Denkmal des Siegs über Napoleon errichtet und rühmt in seinen Inschriften Kaiser und Armee. 1887 schlug in ihn der Blitz ein.


Blick vom Park zu Füßen der Kathedrale auf den zweiten Hügel, der die Innenstadt dominiert. Auf ihm steht die Burg Špilberk (Hrad Špilberk).


Der Turm des Alten Rathauses, entstanden um 1240 saß hier bis 1935 die Stadtverwaltung. Das spätgotische Portal stammt aus dem Jahr 1511 (Bildhauer Anton Pilgram), die Turmspitze aus der Renaissance. Im Eingang hängt an der Decke ein Krokodil, Symbol für viele Sagen, die sich um "Drachen" drehen.


Náměstí Svobody (Freiheitsplatz). Ein herrlicher Platz mit schönem architektonischem Ensemble.


Bemerkenswert die dreieckige Form des Náměstí Svobody.


Ausblick vom Burgberg auf die Stadt mit Petrov und Kathedrale in der Mitte thronend.


Festung Špilberk (Hrad Špilberk). Im 13.Jh. ließ der böhmische König Přemysl Ottokar II. auf dem Hügel über der Stadt eine Burg errichten, die im 17. und 18. Jh. zu einer mächtigen Festung ausgebaut wurde und lange Zeit auch als Gefängnis für Schwerverbrecher und politische Gefangene diente.


Park zu Füßen von Špilberk, Blick auf die Stadt.