Freitag, 24. August 2012

Thessaloniki

23.8.2012

Ein Tagesausflug führte ins nordgriechische Thessaloniki (Θεσσαλονίκη), kurz Saloniki (Σαλονίκη), um am Abend ein Fußballspiel zu besuchen und die eigene Gesundheit zu gefährden. In der engeren Stadt (Innenstadt) leben 322.240 Menschen, im ganzen Stadtgebiet Thessaloniki 790.824 und in der Metropolregion Thessaloniki 1.006.730.

Wahrzeichen der Stadt ist der Weiße Turm (Λευκός Πύργος, Lefkós Pýrgos), ein osmanisches oder venezianisches Bauwerk der militärischen Hafen- und Stadtbefestigung aus dem 15./16. Jahrhundert. Einst besaß er ein spitzes Dach und rings um ihn stand bis 1917 auch noch eine Mauer. Jahrhundertelang diente der Turm als Gefängnis und Hinrichtungsstätte, weswegen er Blutturm oder roter Turm genannt wurde. Nach der griechischen Eroberung der Stadt 1912 wurde der Turm gekalkt, damit symbolisch gewaschen, und trägt seither seinen neuen Namen.


Hafenpromenade (Leoforos Nikis, Λεωφόρος Νίκης)


Nach der zwischenzeitlichen Vierteilung des Römischen Reichs wurde Thessaloniki eine der Kaiserresidenzen. Der hier zwischen 305 und 311 residierende Kaiser Galerius ließ die Stadt repräsentativ ausbauen. Hier imposante Ruinen seines Kaiserpalasts und des dazugehörigen Hippodroms. Auf der dortigen Pferderennenbahn ließ Kaiser Theodosius I. im Jahr 390 nach der Niederschlagung eines Aufstand gegen seine Herrschaft in einer Strafaktion 7.000 Menschen massakrieren.



Die Reste des Triumphbogens des Galerius, ursprünglich wohl vor dem Jahr 305 für den noch gesamtrömischen Kaiser Diocletian fertiggestellt. Von den vier Pfeilern gibt es heute nur noch zwei. Darüber thronte noch eine Kuppel. Die heutigen Reste lassen die einstige Dimension des Bauwerks erahnen. Der Triumphbogen war mit 15 Meter Höhe und 30 Meter Breite der bei weitem größte seiner Art.


Der Triumphbogen war in antiker Zeit mit der danebenliegenden Rotunde verbunden.


Der 306 als Heiligtum oder Mausoleum erbaute Rundbau (Ροτόντα, Rotonda) ist geprägt von seiner massiven Bauweise mit über sechs Meter dicken Wänden. Bereits im 4.Jh. wurde daraus eine Kirche gemacht und in osmanischer Zeit 1590 eine Moschee. An die christliche Verwendung erinnert der Anbau einer Apsis (rechts) und an die islamische Verwendung das Minarett (links), das als einziges der Stadt erhalten blieb.


Nach der griechischen Eroberung der Stadt 1912 wurde die Moschee wieder zu einer Kirche umgewandelt (Άγιος Γεώργιος, Georgskirche) und dies mit Ikone und Jahreszahl über dem Portal aus islamischer Zeit vermerkt.


1978 wurde die Rotunda durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Die Renovierung des Innenraums, ist nicht abgeschlossen. An der Decke der großen Kuppel beeindrucken Mosaikenreste.



1917 zerstörte ein Großband den südlichen Stadtteil am Hafen und machte zehntausende Menschen obdachlos. Anstelle der alten Bauten wurde der große Aristoteles-Platz (Platia Aristotelous, Πλατεία Αριστοτέλους) angelegt, zu dem die hier zu sehende Aristoteles-Straße (Odos Aristotelous) führt.


Am nach ihm benannten Platz sitzt eine Statue des in Makedonien wirkenden großen antiken Philosophen Aristoteles.


Einige teils sehr alte Kirchen aus byzantinischer Zeit sind in der Altstadt zu finden. Hier die Panagía Chalkéon (Παναγία των Χαλκέων) aus dem 11.Jh., geweiht der „Gottesmutter der Kupferschmiede“ und wohl an der Stelle eines vorchristlichen Tempelheiligtums der Kupferschmiede der Stadt.


Das Paradisos-Bad (Λουτρά Παράδεισος, Loutrá Parádisos), ein 1444 errichtetes Hamam aus osmanischer Zeit, das noch bis vor wenigen Jahren als Bad genutzt wurde.


Das große Forum, der Hauptplatz aus römischer Zeit, ursprünglich aus der Mitte des 2.Jh.v.u.Z.


Ein Teil der Ruinen einer ehemaligen römischen Badeanstalt am Forum. Die Abflüsse der Wannen sind schön zu sehen.


Die große fünfschiffige Basilika des heiligen Demetrius (Ágios Dimitríos, Άγιος Δημήτριος), die wichtigste Kirche der Stadt. Ursprünglich wurde sie im 5.Jh. als kleine Kapelle errichtet. Die offene Basilikaarchitektur beeindruckt durch ihre Helligkeit, die man in orthodoxen Kirchen selten sieht. Im 6.Jh wurde die alte Kirche zu einer dreischiffigen und im 7.Jh. zu einer fünfschiffigen Basilika erweitert. In osmanischer Zeit war hier von 1493 bis 1912 eine Moschee (Kasımiye Camii). Im großen Stadtbrand von 1917 wurde das Dach zerstört.



Beachtenswert sind die erhalten gebliebenen byzantinischen Wandmosaiken.


Das 1997 aufgestellte Denkmal, das an die Ermordung von 50.000 Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki im Holocaust erinnert. Ein siebenarmiger Leuchter, der aus Figuren verzweifelter Menschen besteht.
Nach der Vertreibung aus Spanien durch die Katholischen Könige 1492 hatte hier eine jüdische Gemeinde im Osmanischen Reich Zuflucht gefunden und über Jahrhunderte eine höchst lebendiges Leben entfaltet, zu dem die aus dem Spanischen kommende eigene Sprache Ladino gehörte. Nach der deutschen Besetzung der Stadt im Zweiten Weltkrieg wurden sie in ein maschinengewehrbewachtes Ghetto gesperrt und mußten erleben, wie währenddessen der jahrhundertealte jüdische Friedhof mit 300.000 Gräbern von der Stadtgemeinde freudig eingeebnet und als Stadterweiterungsgebiet genutzt wurde. Von März bis August 1943 wurden die Menschen schließlich unter Leitung des Österreichers Alois Brunner zumeist nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht.


Blick auf die Stadt vom weiteren Verlauf der Promenade aus.

Samstag, 18. August 2012

Amstetten

17.8.2012

Bevor es zu einem Fußballspiel ging, wurde ein kurzer Rundgang durch die im Westen Niederösterreichs gelegene Kleinstadt Amstetten unternommen. Etwas weniger als 23.000 Menschen leben hier.

Am Ende der Bahnhofstraße liegt gut sichtbar die neoromanische Herz-Jesu-Kirche. Sie wurde von 1899 bis 1931 erbaut, aber bald darauf im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. In der Nachkriegszeit wurde sie in vereinfachter Form, mit weniger Ausschmückung, wiedererrichtet.


Das 1897/98 errichtete Rathaus, mit einer interessanter Lage als verhältnismäßig unscheinbares Eckhaus.


der Hauptplatz, geprägt vom nüchternen Wiederaufbau in der Nachkriegszeit


Am Neuen Friedhof suchte ich das nach meinen Informationen hier situierte Denkmal gegen den Faschismus aus dem Jahr 1954. Ich fand aber nur die sowjetischen Soldatengräber und deren Denkmal, da es abgebaut wurde.

Montag, 13. August 2012

Laibach

11.8.2012

Bevor am Abend ein Fußballspiel anstand, wurde die slowenische Hauptstadt Laibach bzw. Ljubljana besichtigt. Etwa 280.000 Menschen leben hier heute.

Die Altstadt Laibach liegt zu Füßen des Burgbergs.



Das Hauptgebäude der 1919 gegründeten Universität wurde 1899 als Sitz des Landtags des habsburgischen Kronlands Krain (bis 1918) errichtet.


Ein nicht klassisches schönes, aber architektonisch interessantes Ensemble nach dem Geschmack der Nachkriegszeit umschließt den zwischen 1960 und 1981 bebauten Trg republike („Platz der Republik“). Hier das Parlaments der Republik Slowenien (Stavba Državnega zbora Republike Slovenije).


Gegenüber stehen die beiden Bürohochhäuser, die bis 1965 errichtet wurden. Ursprünglich hätten diese Sinnbilder der Moderne noch höher werden sollen. Interessant ist der mit Kupfer verkleidete Aufbau.


Das 1975 aufgestellte „Denkmal der Revolution“, das an die Befreiung 1945 erinnert.


Daneben steht am Trg republike das 1981 enthüllte Denkmal für den wichtigsten slowenischen kommunistischen Politiker im Tito-Jugoslawien, Edvard Kardelj.


Zurück in der historischen Altstadt, die sich beiderseits des Flusses Ljubljanica ausbreitet. Viele Brücken überspannen den „Laibach“.


Die berühmteste Brücke stammt vom Architekten Jože Plečnik, der die Stadt mit vielen Bauten in der ersten Hälfte des 20.Jh. prägte. Sein Hauptwerk ist das Tromostovje („Drei Brücken“) genannte Bauwerk. Er ergänzte zwischen 1929 und 1932 eine zu klein gewordene historische Brücke im Stadtzentrum um zwei weitere Brücken links und rechts, die nicht parallel laufen, sondern in spitzem Winkel dazu den Fluß queren.


an die Brücke schließen sich die als Markt dienenden Kolonnaden an, die ebenfalls von Plečnik stammen.


Der zentrale Platz der Stadt ist der Prešernov trg, benannt nach dem slowenischen Nationaldichter France Prešeren. Das prominente Denkmal am Platz gilt ihm. Die mit ihrer rosa Fassade nicht zu übersehende barocke Franziskanerkirche (Frančiškanska cerkev) wurde zwischen 1646 und 1660 erbaut.


In der Fußgängerzone am Mestni trg. Im Hintergrund erhebt sich die Nikolauskirche. Sie stammt ursprünglich aus dem 13.Jh, ihr heutiges Aussehen stammt aus dem beginnenden 18.Jh.


Der eingangs erwähnte Burgberg kann per pedes erklommen werden oder man fährt bequem mit einer Standseilbahn hinauf.


Die Laibacher Burg (Ljubljanski grad) ist eine Festung aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Der Berg ist allerdings bereits seit 1200 v.u.Z. besiedelt, u.a. stand hier ein römisches Militärlager. Ab dem 12.Jh. war die Burg der Sitz des Herzogsgeschlechts Spanheim, die über Kärnten und Krain herrschten, bis das Land im 14.Jh. an die Habsburger fiel. Im 19.Jh. fungierte die Anlage bis 1905 (und dann nocheinmal unter der Besetzung im Zweiten Weltkrieg) als Gefängnis. Der charakteristische Turm stammt erst aus dem Jahr 1848.


Blick vom Turm über den Burghof


Aussicht vom Turm über Laibach.

Freitag, 3. August 2012

Novi Sad

1./2.8.2012

In die Hauptstadt der nordserbischen Vojvodina brachte ein Europacupspiel von Rapid. In Novi Sad (Нови Сад, ungarischer Name Újvidék, deutsch früher Neusatz) leben heute rund 222.000 Menschen. Die Bevölkerung der Stadt ist heute zu 75% serbisch und zu 6% ungarisch (Rest u.a. jugoslawisch, kroatisch, montenegrinisch, slowakisch etc.). 1921 waren von damals 39.000 Einwohnerinnen und Einwohner 16.000 (41%) serbisch, 13.000 (33%) ungarisch, 6.500 (16%) deutsch und 2.600 (7%) jüdisch. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen beendete auch hier eine jahrhundertelange Multikulturalität der einstigen österreichisch-ungarischen Grenzstadt.

Der Trg slobode („Freiheitsplatz“) ist der Hauptplatz der Stadt. Er hieß bis 1918 Franz-Josephs-Platz und zeugt wie der Altstadtkern von der Architektur der vorigen Jahrhundertwende im Habsburgerreich.


Den Platz dominiert die neugotische römisch-katholische (ungarische) Marienkirche (Crkva imena Marijinog). In den Kämpfen der ungarischen Revolution von 1848/49 wurde die alte Kirche an dieser Stelle beim Bombardement der Stadt zerstört. Der heutige Bau wurde von 1892 bis 1894 errichtet. Sein 72 Meter hoher Turm prägt das Stadtbild.


Gegenüber steht am Trg slobode das Rathaus (Gradevska Kuca ). Es wurde 1895 fertiggestellt und ist eine Kopie des Rathauses von Graz.


Die serbisch-orthodoxe St.-Georgs-Kathedrale (Св. Георгија, Sv. Georgija) geht auf eine 1720 bis 1734 errichtete Kirche zurück, die nach ihrer Zerstörung 1849 im Zuge des Beschusses der Stadt von der Festung Petrovaradin aus zwischen 1860 und 1880 im barocken Stil wiederaufgebaut wurde.


Das Palais des orthodoxen Erzbischofs.


Blick in die Dunavska ulica in der Fußgängerzone der Altstadt.


Das Gebäude der Matica srpska (Матица српска, „serbische Stammmutter“). Die Matica srpska wurde 1826 in der Hauptstadt Budapest (die Vojvodina gehörte bis 1918 zu Ungarn) als erste serbische wissenschaftliche und kulturelle Gesellschaft gegründet und, nach Verbot und Unterberechung ihrer Tätigkeit, 1864 nach Novi Sad verlegt. Heute befindet sich hier eine große Bibliothek. 1954 ging von hier die Initiative zum Abkommen von Novi Sad aus, mit dem die serbokroatische Sprache kodifiziert wurde.


Das serbische Nationaltheater (Српско народно позориште, Srpsko narodno pozorište wurde 1861 gegründet und ist damit das älteste professionelle Theater im südslawischen Raum. Das heutige Gebäude wurde 1981 eröffnet.


Die ehemalige Synagoge von Novi Sad (Новосадска синагога, Novosadska sinagoga) wurde zwischen 1906 und 1909 in eklektizistischem Stil erbaut. Sie steht an der Stelle einer Vorgängersynagoge aus dem Jahr 1826. Nur ein Viertel der rund 4.000 Jüdinnen und Juden von Novi Sad überlebten den Holocaust, der dem deutschen Angriff auf Jugoslawien 1941 folgte. 1944 wurden die Menschen in der Synagoge eingesperrt und von hier aus in die Vernichtungslager deportiert. Die Synagoge war noch bis 1991 in Betrieb. Seither wird sie als städtische Konzerthalle und noch für bestimmte Anlässe von der jüdischen Gemeinde genutzt.


Am Ufer der Donau erinnert das Denkmal Spomenik Žrtvama Racije an das Massaker von Novi Sad, das hier im Jänner 1942 stattfand. Nachdem die deutsche Wehrmacht Jugoslawien 1941 überfallen hatte, wurde Novi Sad links der Donau an Ungarn und Peterwardein mit seiner Festung rechts der Donau an den neuen faschistischen kroatischen Staat angegliedert. Von 21. bis 23. Jänner 1942 ermordeten ungarische Besatzungssoldaten 1.246 zumeist serbische und jüdische Einheimische und warfen die Leichen hier in die Donau. Dies geschah unter dem Vorwand eines Gefechts mit Partisanen, aber wohl eher zum Zweck der Festigung der Herrschaft mittels blutigem Terror, wie es auch deutsche Wehrmacht und SS in ihrem Herrschaftsgebiet praktizierte. Bis zum Abschluß der Aktion wurden in der ganzen Region rund 4.000 Menschen zusammengefangen und umgebracht.


Gegenüber der Donau liegt die Festung von Petrovaradin (deutsch Peterwardein, ungarisch Pétervár). Auf der Erhebung stand einst bereits eine römische Siedlung und eine mittelalterliche Burg.



Nach der habsburgischen Eroberung von 1687 wurde die Festung in den ersten Jahrzehnten des 18.Jh. nach den Erkenntnissen des französischen Festungsarchitekten Vauban neu errichtet und diente als Bollwerk gegen das osmanische Reich. 1716 wurde in der Schlacht von Peterwardein zehntausende Menschen für Sultan, König und Kaiser abgeschlachtet und der große Sieger Prinz Eugen konnte sich anschließend das Schloß Belvedere in Wien leisten. 16 Kilometer lange Tunnel führen durch Berg und Festung und ermöglichten geschützte Transporte.



Der Uhrturm der Festung ist berühmt, da hier der lange Uhrzeiger die Stunden und der kurze Uhrzeiger die Minuten anzeigt − angeblich, um die zeitliche Orientierung für die Fischer auf der Donau zu vereinfachen.


Gebäudekomplexe auf der Festung


Blick von der Festung auf Novi Sad am gegenüberliegenden Ufer der Donau


eine Festungskatze


in der vom Barock geprägten Altstadt von Petrovaradin am Fuße der Festung